21. Februar 2020

Altfenster-Recycling gefährdet

EU-Parlament beschließt neue Blei-Beschränkungen

Ein Blei- und Cadmiumverbot für Fenster-Rezyklate würde die Bemühungen der europäischen Fenster- und Kunststoff-Branche ad absurdum führen. Foto: Rewindo.

Die European PVC Window Profile and related Building Products Association (EPPA) richtet sich neu aus. In der jüngsten Sitzung verabschiedet der EPPA Vorstand einen neuen Fünfjahresplan. Die Mission lautet, das nachhaltige Wachstum der EPPA Mitglieder in allen europäischen Ländern zu unterstützen im Sinne von nachhaltigen und umweltfreundlichen Bauprodukten. Um dieses Ziel zu erreichen, definiert EPPA zwei Arbeitsschwerpunkte: So liegt die Priorität zum einen auf der politischen Arbeit für das Kunststoff-Fenster. Zum anderem steht die Umsetzung einer europäischen Recyclingstrategie innerhalb der freiwilligen Selbstverpflichtung der Circular Plastics Alliance (CPA) im Fokus - wenn auch unter dem Stern der aktuellen Blei-Diskussion.

In ihrem neuen Fünfjahresplan verpflichten sich die europäischen Hersteller von Kunststofffenstersystemen in EPPA, ein europaweites Vorbild für das Recycling in geschlossenen Kreisläufen (Controlled-Loop-Recycling) zu werden. So fördert EPPA in den wichtigsten europäischen Märkten das Altfensterrecycling, insbesondere in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Polen. Dort entstehen in den nächsten Jahren neue Sammelstellen für ausgediente Fenster. Als Ziel für 2025 legt der Verband fest, durchschnittlich 25 Prozent Recyclingmaterial in neuen Produkten einzusetzen.

Steigerung der Recyclingmengen

Unterstützt wird EPPA bei diesem Vorhaben zum einen vom europäischen Nachhaltigkeitsprogramm VinylPlus®. Die europäischen PVC-Hersteller verpflichten sich in der freiwilligen Selbstverpflichtung, bis 2025 mindestens 900.000 Tonnen Altkunststoff zu recyceln und für die Herstellung neuer Produkte zu verwenden. „Dieses Vorhaben erreichen wir nur dann, wenn wir eine gemeinsame europäische Lösung finden, die auf nationaler Ebene umgesetzt wird", erklärt EPPA Geschäftsführerin Charlotte Röber. EPPA koordiniert die Vorhaben von Brüssel aus.

Rückenwind erhält der Verband bei seinen Recyclinganstrengungen zum anderen durch die CPA. Ziel der EU-Recyclinginitiative ist es, 2025 mindestens 10 Millionen Tonnen Kunststoff-Rezyklat in neuen Kunststoff-Erzeugnissen einzusetzen. EPPA arbeitet darin aktiv mit und stellt mit dem Controlled-Loop-Recycling für Altfenster eine Lösung zur Verfügung, die auf mehr als 20 Jahren Erfahrung im PVC-Recycling beruht.

Neue Blei-Beschränkungen

Gegenwind zu den Bestrebungen der Industrie gibt es aktuell aus Richtung des Europäischen Parlaments. Im Februar wurde die von der Kommission vorgeschlagene Änderung zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung (Reach) von Blei und seiner Verbindungen (Bleiverbot) abgelehnt. Damit ist auch eine Ausnahmeregelung für einige Anwendungsbereiche, in denen Blei stabilisiertes Rezyklat aus Altprodukten wiedereingesetzt wird, vom Tisch. Zwar bedeutet dies erstmal keine Beschränkung für die Verwendung von Blei in Kunststoff auf der Grundlage von Reach. Allerdings hat das Parlament mit der Abstimmung ein klares Zeichen gegen das Altfensterrecycling gesetzt.

EPPA bedauert diese Entscheidung. Röber sagt dazu: „Das vorgeschlagene Bleiverbot und die Ausnahmeregelung beruhen auf einer von der Europäischen Chemikalienagentur ECHA sorgfältig geführten wissenschaftlichen Betrachtung, die mehrere Jahre in Anspruch genommen hat. Diese Betrachtung hat ergeben, dass Recycling die nachhaltigste Lösung im Umgang mit Bleistabilisatoren in PVC ist."

So geht es weiter

Der Europäischen Kommission steht es nun frei zu entscheiden, wie es weiter geht. Sie könnte auf Grundlage der Abstimmung einen Kompromiss mit dem Parlament aushandeln und anschließend einen modifizierten Gesetzesentwurf einbringen. Alternativ kann die Kommission den gesamten Gesetzgebungsprozess von vorn beginnen, inklusive der wissenschaftlichen Betrachtung durch ECHA. Dies würde mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Letztendlich liegt die Wahl bei der Kommission.

„In jedem Fall wird sich die Kommission Gedanken machen müssen, wie sie ihre Recyclingförderungs-Initiative Circular Plastics Alliance mit dem aktuellen Vorgehen unter Reach in politischen Einklang bringt. Ein klares Zeichen an die Industrie ist unumgänglich, wenn auch in Zukunft engagiertes Handeln der Fensterbranche erfolgen soll", so Röber.

Auf der Kippe

Abzuwarten bleibt, welche Signalwirkung die jüngste Abstimmung für das laufende RoHS II-Ausnahmeverfahren hat. Auch hier haben unabhängige Institute, die Kommission und Mitgliedstaaten eine Ausnahmeregelung für Fenster erbeten - zum Wohle des Recyclings und somit der Umwelt. Ob die Kommission diesen Zwei-Prozent Vorschlag nun zur Abstimmung ins Parlament einbringt oder erst die nächsten Schritte im Reach-Verfahren abwartet, ist noch offen.

„Sollte es durch die erfolgte beziehungsweise drohende Einstufung von Reach und RoHS zu einem Verbot von Blei und Cadmium im Rezyklat kommen, würde das die Selbstverpflichtung von VinylPlus und CPA infrage stellen - sowie das Post-Consumer-Kunststoff-Recycling in Europa insgesamt", warnt Charlotte Röber.

Mehr zum Thema CPA und VinylPlus erfahren interessierte Messebesucher im „Forum Kunststoff-Fenster" am 20. März von 10:30 - 14:00 Uhr in Halle 3A-534 auf der Fensterbau Frontale in Nürnberg.

Mehr zu EPPA gibt es unter diesem Link.


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