8. Juni 2020

Neue Möglichkeiten für Freiformfassaden

Im Next Studio in Frankfurt ist derzeit ein Mock-up mit einem 3D-gedruckten Fassadenknoten zu sehen. Foto: Mediashots / Wicona

Am 27. Mai 2020 wurde mit der 4. Next Façade Session erstmals ein Event aus dem Next Studio in Frankfurt als Livestream übertragen. Bei der als Diskussionsrunde konzipierten Veranstaltung drehte sich alles um die Möglichkeiten von 3D-gedruckten Fassadenknoten bei der Gestaltung, Planung und Realisierung von Freiformfassaden.

Außergewöhnliche architektonische Fassadenkonzepte mit komplexen Geometrien und polygonalen Formen liegen mehr denn je im Trend. Vor diesem Hintergrund haben sich fünf Partner zusammengeschlossen, um gemeinsam einen komplett frei formbaren Fassadenknoten für Aluminiumprofilsysteme zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Dabei decken die Beteiligten von der Forschung bis zur Montage auf der Baustelle alle wichtigen Bereiche ab. Während Prof. Dr. Ulrich Knaack (TU Darmstadt, Institut für Statik und Konstruktion) seine jahrelange Expertise in puncto 3D-Druck und additive Fertigungs-verfahren mit einbringt, befasst sich Martin Manegold von imagine computation mit den digitalen Prozessen der Knoten-Generierung. Als 3D-Druck-Experten setzen Kai Kegelmann (Kegelmann Technik GmbH) und sein Team die modellierten Knoten mithilfe modernster Drucktechnik um. Und Martin Rossmanith (Rossmanith Fenster + Fassade) ist schließlich derjenige, der über die benötigte Praxiserfahrung eines seit Jahrzehnten etablierten Fassadenbauers verfügt. Unterstützt wird die Initiative vom Aluminiumsystemhaus Wicona – bei der Diskussionsrunde in Person von Dr. Werner Jager (Geschäftsführer Technisches Marketing).

„Alles realisierbar“

Im Laufe der rund einstündigen, von Martin Prösler (Prösler Kommunikation) moderierten Next Façade Session stellten die Experten das gemeinsame Projekt vor und erläuterten dabei die technischen und gestalterischen Möglichkeiten von 3D-gedruckten Fassadenknoten. Gleich zu Beginn machte Knaack klar: „Unsere Entwicklung ist marktbereit. Mit unserer Lösung kann man alles realisieren, was krumm ist in der Fassade – das eröffnet völlig neue Gestaltungsoptionen für Architekten.“ Dem stimmte Manegold zu. Der monolithische Knoten diene als Verbindung gerader Verbindungs-elemente und ermögliche eine nahezu unbegrenzte Flexibilität der Konstruktion von Element- als auch Pfosten-/Riegel-Fassaden. Von klassisch rechtwinkligen über polygonale Geometrien bis hin zur kompletten Freiform sei alles machbar, so der 3D-Experte. Und zwar präzise, scharfkantig und ohne Schweißnähte. Nicht zuletzt eigne sich der Knoten auch als individuelles Gestaltungselement im Innenraum.

Prozesssicher und realisierbar

Als Fassadenbauer wies Rossmanith vor allem darauf hin, dass der Knoten eine hohe Prozesssicherheit und eine sehr gute handwerkliche Realisierbarkeit in der Montagepraxis biete. „Bisher mussten wir bei Freiformen Einschieblinge nutzen, Knoten schweißen und Profile sehr aufwändig zuschneiden.“ Die Bearbeitung sei mit dem neuen 3D-Knoten deutlich einfacher – die Profilbearbeitung beschränke sich auf einen einfachen Kappschnitt und die Verbindung erfolge fast wie bei den Bausätzen von „Fischertechnik“. Damit sind technisch komplexe Herausforderungen sicher und mit hochwertiger Qualität umsetzbar – absolut verlässlich und reproduzierbar. Rossmanith: „Das hilft Fassadenbauern insbesondere im Hinblick auf den zunehmenden Zeit- und Kostendruck, aber auch hinsichtlich des auch in unserer Branche spürbaren Fachkräftemangels enorm.“

Komplett auf YouTube

Zum Abschluss des Livestreams hatten die Zuschauer die Möglichkeit, per Chat Fragen direkt an die Expertenrunde zu stellen – was intensiv genutzt wurde. Warum werden die Knoten nicht besser gefräst? Oder auch: Wie erfolgt der statische Nachweis und die Prüfung der 3D-gedruckten Knoten? All dies beantworteten die beteiligten Partner ausführlich. Die Aufzeichnung des kompletten Events ist über den YouTube Kanal des Next Studio abrufbar.

Auf die Internetseite des Frankfurter Next Studios geht es hier entlang.

 

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