31. Januar 2022

Recycling bekommt höhere Priorität

Das ift informiert über Änderungen in der EN 15804 für Typ-III-Umweltdeklarationen von Bauprodukten, -leistungen und -prozessen

Grafik: ift Rosenheim

Die „Eröffnungsbilanz Klimaschutz“ von Robert Habeck (Minister für Wirtschaft und Klimaschutz) hat unmissverständlich gezeigt, dass Nachhaltigkeit und Umweltschutz ein zentraler Aspekt der neuen Regierung ist. Bereits für 2022 sind erste Maßnahmen geplant, bei dem die graue Energie und die Lebenszykluskosten berücksichtigt werden, beispielsweise wie die Einführung eines digitalen Gebäuderessourcenpass und die Überarbeitung des GEG.

Die EN 15804 für Typ-III-Umweltdeklarationen von Bauprodukten, -leistungen und -prozessen ist die Grundlage zur Bestimmung der Umweltwirkungen und gibt damit auch notwendige Informationen für die Bestimmung der grauen Energie und Lebenszykluskosten.

Die EN 15804 wurde nun geändert. Die wichtigste Änderung ist, dass (anders als bisher) Produkte bis zum Lebensende verpflichtend betrachtet werden müssen – also der Aufwand und die Umweltwirkungen für Abbruch, Transport zu Müllaufbereitungs- beziehungsweise Müllentsorgungsstelle, die Abfallbewirtschaftung sowie die Deponierung muss bestimmt werden. Außerdem muss das Wiedergewinnungs-, Rückgewinnungs- und Recyclingpotenzial beziffert werden. Damit ist eine ganzheitliche Bewertung von Bauprodukten gefordert und das Recycling bekommt eine höhere Priorität in den EPDs.

Weitere Änderungen ergeben sich bei der Berechnung des gesamten Treibhauspotenzial (globales Erwärmungspotenzial) durch dessen Aufteilung in:

  1. fossilen Kohlenstoff
  2. biogenen Kohlenstoff
  3. Emissionen durch Landnutzung und Landnutzungsänderung

 

Zusätzlich können künftig die Wirkungskategorien Wasserknappheit, Humantoxizität mit kanzerogene/nicht kanzerogene Wirkung, Ökotoxizität (Süßwasser) sowie der Einfluss von Feinstaubemissionen und ionisierende Strahlung auf die Landnutzung, Bodenqualität und damit auf die menschliche Gesundheit betrachtet werden. Ferner wird auch ein besonderes Augenmerk auf die Deklaration der Ergebnisse im Produkt und die Verpackung gelegt.

Die ift-Experten rechnen daher mit einer wachsenden Nachfrage von Bauherren, Planern, der öffentlichen Hand sowie Hersteller von Bauprodukten, die sich rechtzeitig mit einer firmenspezifischen EPD auf die geänderten Rahmenbedingungen einstellen möchten oder die Daten für eine Gebäudezertifizierung benötigen. Weiterhin ist die Nutzung einer EPD im Rahmen des Eco-Design, der Ressourceneffizienz und dem Product Environmental Footprint (PEF) notwendig.

Das ift Rosenheim erstellt seit 2010 EPDs und hat dabei umfangreiche Erfahrungen mit Baustoffen und Produkten rund um die Gebäudehülle gesammelt, insbesondere Fenster, Türen und Tore sowie deren Komponenten. Für das Handwerk und mittelständische Hersteller wurden Muster-EPDs auf Basis von Durchschnittswerten entwickelt, die zu geringen Kosten von ca. 400 bis 600 Euro erhältlich sind.

Die Gebäudezertifizierung nach unterschiedlichen Zertifizierungssystemen (DGNB, LEED, BNB etc.) konfrontiert Planer, Bauherren und Bauschaffende auch mit verschiedenen Vorschriften, Kennwerten und Zertifizierungsregeln. Um den Durchblick zu behalten, hat das ift Rosenheim deshalb den „Nachhaltigkeits-Produktpass“ (NHPP) entwickelt. Dieser beinhaltet alle relevanten Daten zur Lebenszyklusanalyse (LCA – Life-Cycle Assessment), Global Warming Potenzial (GWP). Der Produktpass wird auf Basis einer EPD (Umweltproduktdeklaration) erstellt. Alle erforderlichen Kennwerte für unterschiedliche Zertifizierungssysteme sind übersichtlich zusammengestellt und vereinfacht Architekten, Bauherren, Auditoren und Herstellern die Bewertung von Bauprodukten im Rahmen einer Gebäudezertifizierung.

Alle veröffentlichen Firmen-EPDs finden sich unter www.ift-rosenheim.de/erstellte-epds. Fragen zur Normänderung, EPDs oder konkreten Projekten per Mail an nachhaltigkeit@ift.rosenheim.de.

 

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