Zukunftsweisende Architekturkonzepte
bb-Rückblende: 6. International Next Facade Summit
Sowohl herausragende als auch nachhaltige Gebäudehüllen und Architekturprojekte aus aller Welt standen am 15. November 2022 im Fokus des „International Next Facade Summit“ im Next Studio von Wicona + Partners in Frankfurt. Führende Experten aus bekannten Planungsbüros gaben Einblicke in ihre Arbeit und zeigten auf, worauf es bei der Planung und Realisierung komplexer Gebäude und Fassaden in globalen Märkten ankommt.
Zum Auftakt der erstmals von Arvind Kumar (Hydro Building Systems Middle East) moderierten Hybrid-Veranstaltung widmete sich Benjamin Beer, Geschäftsführer und Head of Façades der Werner Sobek Niederlassung in Dubai, unter anderem der spannenden Frage: Welche nachhaltigen Gebäudekonzepte der Vergangenheit können wir in Gegenwart und Zukunft transferieren? Als Beispiel dazu nannte der Experte die im mittleren Osten bereits vor Jahrhunderten zur natürlichen Kühlung von Gebäuden entwickelten Windtower.
Wie die Nutzung dieses bewährten Konzepts in der aktuellen Architektur aussehen kann, skizzierte Beer anhand des riesigen Shoppingcenters Al Mishrak Canopy (Riad). Hier bietet die Kombination von Sonnenschutz und ausgeklügeltem Windtower-System – dabei wird der Wind kanalisiert und kühlend in die Mall geleitet – einen hervorragenden thermischen Komfort.
Außerdem stellte der Referent beeindruckende Projekte wie zum Beispiel die anlässlich der Weltausstellung 2020 in Dubai von Werner Sobek entwickelten Verschattungsanlagen sowie den KÖ Bogen II in Düsseldorf vor. Die dort umgesetzte Grünfassade leistet einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung des Mikroklimas am und im Gebäude.
Contextual Approach
Im Anschluss erläuterte Sveinung Chercka-Simonsen in seiner Funktion als Senior-Partner und Projekt-Architekt von Schmidt Hammer Lassen Architects (SHL, Kopenhagen) zunächst die grundsätzliche Arbeitsweise des international tätigen Büros. Im Fokus stehe eine übergreifende Methodik beziehungsweise DNA mit einem flexiblen „Baukasten“ von Materialen und Designs. Diese würden je nach Projekt auf die jeweilige Umgebung und Kultur angepasst. Ziel dabei? „Wir wollen großartige Orte fürs Leben, Wohnen und für menschliche Begegnungen kreieren.“
Wie das in der Praxis aussieht, veranschaulichte der Architekt anhand aktueller Referenzen. Das Vendsyssel-Theater Hjørring in Nordjütland zum Beispiel fügt sich als kulturelle Achse in die urbane Umgebung ein und fungiert gleichzeitig als neuer, lebendiger Organismus in der Stadt. Das Konzept umfasste dabei – folgend der SHL-Philosophie – fünf Hauptthemen: Integration, Offenheit, Funktionalität, Flexibilität und Materialität. Auch ein Highlight: Das VIA in Oslo. Der Gebäudekomplex direkt am Fjord gilt mit seinem intelligenten Nutzungs-Mix aus Geschäften, Büros und Parkmöglichkeiten bereits als neues Symbol der Stadt und Musterbeispiel für Nachhaltigkeit. Der „BREEAM”-zertifizierte Neubau wurde mit einer Closed Cavity Fassade von Wicona realisiert.
Gleiches gelte übrigens auch für den ebenfalls vorgestellten Gebäudekomplex K8 im Zentrum von Stavanger. Kern des zukunftsweisenden Projekts ist ein 16-stöckiger Turm mit 15.000 Quadratmetern flexibler Fläche für Büros, Restaurants, Ausstellungen und Konferenzen.
Iterativ und integrativ
Im Anschluss referierte Christian Eichinger von KSP Engel. Der Architekt und Leiter des Büros in München skizzierte zum Start die grundlegende Arbeitsweise des international tätigen Büros. „Wir legen größten Wert auf ein iteratives und integratives Arbeiten.“ Das bedeutet: Nach genauer Definition der Problemstellung folgt eine eingehende Analyse – und auf dieser Basis erarbeitet das interdisziplinäre Team die optimale Lösung.
Anhand eindrucksvoller Projekte wie der National Library of China in Bejing zeigte er, wie sich dieser Ansatz in der Praxis erfolgreich umsetzen lässt. Futuristisch mutet das Projekt „Meixi Urban Helix“ in Changsha an, welches sich über einer künstlich angelegten Insel am dortigen Meixi See mit einer Fläche von etwa 20.000 Quadratmetern erhebt und aus einer begehbaren Rampe besteht, die sich spiralförmig in die Höhe schraubt.
Ein weiteres herausragendes Projekt: die „Große Moschee“ in Algier. Hier war neben architektonischer und planerischer Kompetenz vor allem auch „Durchhaltevermögen“ gefragt. Das riesige Bauwerk konnte KSP Engel nach dem Gewinn des Wettbewerbs in 2008 nach langem und dynamischem Planungs- und Bauprozess erst 2022 erfolgreich abschließen.
Ganzheitliche Lösung
Zum Abschluss trat mit Giuseppe La Ferla von Chapman Taylor Global Architects and Masterplanners in Madrid ein international erfahrener Projekt-Architekt vor das Publikum. Ziel des Büros sei es, durch die intelligente Verknüpfung von Kreativität, Interdisziplinarität, Kundenorientierung und Nachhaltigkeit zukunftsgerechte Lösungen zu finden – von der ersten Skizze bis zur fertigten Konstruktion.
Im Fokus stehe dabei das „Responsible Design“, so der Referent. Das bedeutet: Ein Design, dass das Well-Being der Menschen, den jeweiligen Ort und die „Bedürfnisse“ des Planeten vereint. In diesem Zusammenhang stellte Giuseppe La Ferla zahlreiche Projekte des Büros vor und gab dabei detaillierte Einblicke in die Fassadenplanung und -konstruktion. Erwähnt wurden zum Beispiel der moderne Office- und Wohnturm „Cinco District“ in Lissabon, die optische und energetische Sanierung des Bürogebäudes Los Cubos in Madrid der auch die futuristische „Airport City“ in Jeddah.
Auf YouTube zu sehen
Die Aufzeichnung des Events ist über diesen Link oder über den Kanal des Next Studio by Wicona + Partners auf YouTube abrufbar.
Auf die Homepage des Next Studios geht’s hier entlang.
Sie wollen regelmäßig über aktuellen Neuheiten und Entwicklungen informiert sein? Dann abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter oder schließen ein Abonnement der Print beziehungsweise der e-paper Ausgabe von bauelemente bau ab.
Sie meinen, diese Meldung könnte auch für Ihre Kollegen von Interesse sein? Dann freuen wir uns über Ihre Weiterempfehlung!