3. März 2023

bb-Marktübersichten: Antriebe / Rollläden

Beachtliche Einsparpotenziale, hohe Komfortgewinne

Mit der optimalen Nutzung des Tageslichts sowie der Reduzierung des sommerlichen Energieeintrages tragen Raffstoren maßgeblich zur Energieeinsparung bei. Foto: Warema

Angesichts der hohen Energiepreise lohnt es sich mehr denn je, sich Gedanken zu Möglichkeiten der Energieeinsparung zu machen. Fündig wird man dabei auch bei Rollläden und Sonnenschutzprodukten. Denn diese können durchaus mehr, als die von ihnen erwarteten Basisfunktionen. Sinnvoll eingesetzt und vor allem in Kombination mit der richtigen Steuerung können sie einen entscheidenden Beitrag zur Energieeinsparung leisten und zudem zu einem erhöhten Komfort beitragen. Wie das konkret möglich ist, informieren wir mit gleich zwei aktualisierten Marktübersichten: einmal der Antriebe und Steuerungssystemen sowie der Roll- und Klappläden beziehungsweise Sonnenschutzlösungen.

Was dabei alles möglich ist, haben wir im Gespräch mit Markus Schwab, Experte für Bauphysik und nachhaltiges Bauen beim Sonnenschutz-Spezialisten Warema, in Erfahrung gebracht. Schwab hat im Anschluss an sein Physik-Studium in Würzburg noch ein Duales Studium zum Wirtschaftsingenieur draufgesattelt. Dabei war er in den Praxisphasen seines Studiums in der Architektenberatung bei Warema tätig. Seit Ende 2021 ist er im Unternehmen in Vollzeit beschäftigt, um die Nachfolge von Ulrich Lang in Sachen Bauphysik, nachhaltiges Bauen und Förderung anzutreten.

Überhitzung verhindern

Im Sommer gilt es in erster Linie, den solaren Energieeintrag im Griff zu behalten, um die Überhitzung der Räume zu verhindern und nach Möglichkeit den Einsatz von Klimaanlagen überflüssig zu machen oder diese zumindest zu entlasten. „Ziel muss es sein, die Ausstattungsquote mit Klimaanlagen niedrig zu halten, die in Deutschland im internationalen Vergleich noch recht gering ist“, macht Schwab deutlich. Mit dem geeigneten Sonnenschutz vor dem Fenster kann der Energieeintrag um den Faktor zehn reduziert werden. Erreichbar sei dies aber nur, wenn sich der Sonnenschutz durch eine Automatisierung immer in der richtigen Position befindet.

Studie zeigt großes Einsparpotenzial auf

Intelligenter Sonnenschutz hat das Potenzial, bis 2050 die Kühlenergie in Gebäuden um etwa 60 Prozent zu reduzieren – gleichbedeutend mit Einsparungen von 100 Millionen Tonnen CO2 und 285 Milliarden Euro. Dies sind die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Studie von „Guidehouse“, dem ersten Institut, das die positiven Auswirkungen des Einsatzes von Sonnenschutz mit denen von Klimaanlagen in Gebäuden vergleicht.

Nach Angaben der europäischen Dachorganisation für die Sonnenschutz-Industrie „ESSO“ belegt die Studie, dass Gebäude mit automatisiertem Sonnenschutz klimaresistent und energieeffizient zugleich gestaltet werden können. Grund genug, dass ES-SO darauf drängt, die Guidehouse-Studie in die EPBD einfließen zu lassen.

Kostenlose Energie nutzen

Im Winter gilt es dagegen, tagsüber mit einem geöffneten Sonnenschutz so weit wie möglich den solaren Energieeintrag zu nutzen, um so die Heizung zu entlasten. Über die Nacht kann der geschlossene Rollladen dank des eingeschlossenen Luftpolsters zu einer verbesserten Wärmedämmung der Fenster-/Rollladen-Kombination beitragen. In Verbindung mit den Energieeinträgen ergibt sich ein Einsparpotenzial von 30 Prozent. „Der Effekt ist umso größer, je schlechter die Fenster“, verdeutlicht Schwab.

Tageslicht statt Kunstlicht

Verfahrbare Raffstore-Lamellen können aber auch für die Lichtlenkung genutzt werden, um so den Kunstlichtbedarf zu reduzieren. Am besten geeignet sind dafür möglichst helle Lamellen. Von entscheidender Bedeutung ist aber auch die geeignete Steuerung. Mit der sogenannten Cut-Off-Lamellennachführung werden die Lamellen über den Tag in die richtige Position gebracht. So wird ein direkter Sonnenlichteinfall verhindert, zugleich aber ein Maximum an Lichteinfall gewährleistet.

„Dies wäre vom Nutzer manuell nicht realisierbar“, verdeutlicht Schwab. Mit vier bis sechs Änderungen pro Tag wird der Nutzer aber nicht mit ständig wechselnden Lichtverhältnissen konfrontiert. Zudem hat er die Möglichkeit, auch manuell einzugreifen. Laut einer vom Fraunhofer Institut ISE in 2010 erstellten Studie ist im Zusammenspiel mit dem winterlichen Wärmeschutz ein Einsparpotenzial von 40 Prozent möglich.

Fördermittel für variablen Sonnenschutz

Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) im Bereich der Einzelmaßnahmen fördert daher auch den Ersatz oder erstmaligen Einbau von außenliegenden Sonnenschutzanlagen mit optimierter Tageslichtversorgung; das heißt, außenliegende Sonnenschutzprodukte, die effektiv die übermäßige Aufheizung von Wohn- oder Nichtwohngebäuden verhindern. Voraussetzung dafür ist, dass sie verfahrbar sind und die Sonneneinstrahlung entsprechend den jeweiligen Bedürfnissen optimieren.

Das BAFA fördert mit der BEG EM 15 Prozent der Investitionssumme für sommerlichen Wärmeschutz. Die Mindestinvestitionssumme, die auch verschiedene Maßnahmen wie zum Beispiel Sonnenschutz und Fenster kombinieren kann, beträgt 2.000 Euro. Die Höchstgrenze liegt bei 60.000 Euro jährlich pro Wohneinheit.

Die Lösungen zur Automatisierung

Das neue proprietäre Warema-Bussystem Omnexo ist für mittelgroße Objekt- und Zweckbauten geeignet: Mit ihm können mit jeder Zentraleinheit bis zu 500 Sonnenschutzprodukte einzeln angesteuert werden. Eher für den Einsatz im privaten Bereich gedacht ist dagegen das WMS-Funksystem.

Erhöhter Komfort

Der sommerliche Wärmeschutz spart aber nicht nur Energie, er hat auch einen entscheidenden Einfluss auf das Wohlbefinden der Bewohner. Kommt eine Klimaanlage zum Einsatz, kühlt diese die Raumluft ab, die Fenster als auch die Wände strahlen bei Besonnung aber weiterhin Wärme ab. „Dieses Temperaturgefälle führt unweigerlich zu Unwohlsein“, erläutert Schwab.

Bei Nutzung eines Sonnenschutzes stellt sich dagegen ein einheitliches Temperaturniveau ein. Als winterlicher Wärmeschutz eingesetzt, reduziert der Rollladen die als Zugerscheinung gefühlte Kälteabstrahlung der Fenster und sorgt für eine gleichmäßige Raumtemperatur, sodass dafür gesorgt ist, dass sich der Bewohner wohl fühlt.

Unterschätzt in seiner Bedeutung

In seiner Bedeutung für den Menschen noch immer unterschätzt ist das Tageslicht. Dabei ist unser Biorhythmus eng mit dem Tageslicht verknüpft. Die ausreichende Versorgung mit Tageslicht ist zudem von essenzieller Bedeutung für die Stimmung, das Wohlbefinden und die Konzentrationsfähigkeit.

Um möglichst natürliche Lichtverhältnisse zu schaffen, ist Warema eine Kooperation mit dem Leuchtenhersteller Trilux eingegangen, um die Kompetenzen zu bündeln und gemeinsam die Steuerungslösung „Wellumic“ zu entwickeln, die Beleuchtung und Sonnenschutz automatisch koordiniert und so bei minimalem Energieverbrauch optimale Lichtverhältnisse schafft.

Eine weitere wichtige Funktion des Sonnenschutzes ist die Verhinderung von Blendung. Dies ist insbesondere bei Bildschirmarbeitsplätzen von großer Bedeutung. „Dabei handelt es sich um ein subjektives Empfinden und eine allgemeingültige Erfassung ist nur schwer möglich. Deshalb gibt die aktuelle Normung lediglich Empfehlungen für den Umgang mit Blendung“, berichtet Schwab.

Bei allen Bemühungen um Energieeinsparung gilt es auch, dem Wunsch der Nutzer nach Durchsicht und Kontakt zur Außenwelt Rechnung zu tragen, die über das Wetter und die Umgebung vor dem Fenster informiert sein wollen.

Für das Team von Schwab lautet daher die tägliche Aufgabe, für die teilweise widersprüchlichen Anforderungen der Kunden eine auf das jeweilige Objekt abgestimmte individuelle Lösung zu finden. Die Unternehmen aus der Rollladen- und Sonnenschutzbranche hingegen sind aufgefordert, im Verkaufsgespräch immer auch die Themen Energieeinsparung und Komfort anzusprechen und zu erläutern, was die diversen Sonnenschutz-Produkte dazu beitragen können. Nicht zuletzt sollten auch die Fördermittel angesprochen werden.

Die Marktübersichten der Antriebe und Steuerungen sowie der Roll- und Klappläden sowie Sonnenschutz starten als Paket in der März-Ausgabe von bauelemente bau auf der Seite 92.

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