Erfolgreich in der Nische
Regensburger Fensterwerker spezialisieren sich auf Integralfenster-System von Gealan
Ein Fenstersystem, dessen Vorteile und Marktchancen so überzeugend beziehungsweise so viel versprechend sind, dass ein Fensterbauer seine Produktion ganz darauf ausrichtet? Und nach gewissen Anlaufschwierigkeiten damit so großen Erfolg hat, dass das Unternehmen bis weit ins Jahr hinein ausgelastet ist und trotz eines rückläufigen Marktes eine deutliche Steigerung der Umsätze angestrebt wird? Das klingt zugegeben recht unglaubwürdig, ist aber tatsächlich so. Die Rede ist von den Regensburger Fensterwerkern in Langquaid bei Regensburg, die gemeinsam mit der ip company zur Unternehmensgruppe Schmidt Visbek gehören.
Für außergewöhnliche Fensterkonstruktion ist der Inhaber Ulrich Schmidt, der das 1945 gegründete Unternehmen in dritte Generation leitet, besonders empfänglich. Was ihn veranlasst hat, ein Schweizer Fenstersystem zu übernehmen und unter Einsatz der damals noch wenig verbreiteten Klebetechnik in die 2001 gegründete ip company zu überführen. Produziert werden Holz- und Holz/Alu-Fenster als sogenanntes ip55 mit verdeckten Intergral-Flügeln, schlanken Ansichten und kantigen Konturen. Später kommen eine eigene Haustüren-Linie und Hebeschiebe-Systeme hinzu.
Mit dem Ziel, der Unternehmensgruppe verstärkt auch den Süden Deutschlands zu erschließen, wird am Standort Langquaid südlich von Regensburg eine weitere Produktionsstätte inklusive eines großzügigen und repräsentativen Ausstellungsraumes errichtet. „Seit Jahrzehnten pflegen wir eine intensive und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit unseren Kunden aus dem süddeutschen Raum und den Alpenländern. Deshalb war es an der Zeit, unsere innovativen Systeme auch vor Ort in Bayern zu produzieren“, verrät Geschäftsführer Ulrich Schmidt, der am neuen Standort unter der Produktbezeichnung „Integral 2.0“ ausschließlich innovative Kunststoff-Integralfenstersysteme herstellt.
Schön schlank
Mit dem System Kubus® hat der Profilhersteller Gealan schon seit einigen Jahren ein außergewöhnliches Fenstersystem im Programm, das sich durch einen verdeckten Flügel und betont kantige Konturen auszeichnet. Eine Besonderheit sind zudem die schmalen Ansichten von lediglich 100 Millimeter bei der Rahmen-Flügel-Kombination als auch beim Stulp. Wem das noch zu viel ist, dem bietet sich mit der Überdämmung des Blendrahmens die Möglichkeit, eine Ganzglasoptik zu schaffen.
Mittels einer optional erhältlichen Blendrahmen-Leiste, die aufgeklipst werden kann, kann auch auf der Innenseite des Fensters eine flächenbündige Ansicht geschaffen werden. Damit ergibt sich eine Bautiefe von 100 Millimeter, die genau der Ansichtsbreite entspricht, womit sich auch die Namensgebung für das neue System erklärt. Die Verglasung erfolgt wie bei Holz/Aluminium-Fenstersystem von außen, so entfallen die Glasleiste und die damit sonst übliche Fuge.
Dank seiner außergewöhnlichen Optik spricht die Konstruktion insbesondere anspruchsvolle Bauherren als auch Architekten an, eröffnet Fensterbauern den Einstieg in neue Produkt- und Marktsegmente, die bisher nicht mit klassischen Kunststoff-Profilsystemen zu erschließen waren.
Die inneren Werte
Der vergleichsweise große Glasanteil der Fenster sorgt in Kombination mit dem Profilaufbau und den ausgeschäumten Profilkammern im Blendrahmen sowie der Scheibenverklebung mittels STV® (Statische-Trocken-Verglasung) für eine exzellente Wärmedämmung bei hoher Stabilität. Mit einem geprüften Uf-Wert von 0,88 Watt pro Quadratmeter Kelvin erfüllt Kubus® auch die Kriterien der Passivhaustauglichkeit nach ift-Richtlinie WA15/2. In Kombination mit einer Dreifach-Verglasung mit einem Ug-Wert von 0,5 werden Uw Werte von bis zu 0,68 Watt pro Quadratmeter Kelvin erreicht. Mit drei Dichtebenen, gebildet durch eine Mitteldichtung sowie zwei Anschlagdichtungen bietet die Konstruktion eine Schlagregendichtheit bis zur Klasse 9A und Luftdichtheit bis zur Klasse 4.
Schnell überzeugt
Aufmerksam geworden auf das neue Kubus®-System ist Schmidt durch seine Recherchen im Internet. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Unternehmen schon über acht Jahre das Fenstersystem Integral 1.0 hergestellt. „Das Kubus® System war daher für mich die logische Erweiterung“, so Schmidt. Für ihn der Anlass, Kontakt mit Martin Heine und Stefan Schramm von Gealan aufzunehmen. Letzterer ist dort als Leiter Systemeinführung für die DACH-Regionen sowie Slowenien verantwortlich.
Gealan unterstützt bei der Einführung
„Nach der ersten Kontaktaufnahme sind wir uns dank der gleichen Denkweise schnell handelseinig geworden, so dass wir uns gemeinsam an die Planung der Produktion machen konnten. Dabei bot sich uns die Möglichkeit, die Fertigung auf das neue Fenstersystem zuzuschneiden“, erläutert Schramm.
„Da wir selbst wenig Erfahrung in Sachen Kunststoff-Fensterfertigung hatten, waren wir sehr froh über die umfassende Unterstützung durch Gealan“, berichtet Betriebsleiter Simon Haumer, der als Quereinsteiger vor drei Jahren die Verantwortung für das Unternehmen übernommen hat.
Gemeinsam mit dem Produktionsleiter Daniel Stasser hat Haumer sein Mitarbeiterteam zusammengestellt. Heute beschäftigt das Unternehmen hoch qualifizierte und flexible Mitarbeiter, die an jeder Station in der Produktion eingesetzt werden können. „Wir haben heute ein super Team, in dem alle mitziehen. Beim Werben um Arbeitskräfte stehen wir in Konkurrenz mit BMW, Audi und Amazon. Sie kommen trotzdem zu uns und bleiben auch, denn bei uns herrscht eine gute Arbeitsatmosphäre“, freut sich Haumer. Dafür tut Haumer auch einiges: die Mitarbeiter, die überwiegend aus Moldawien oder Rumänien kommen, werden mit Sprachkursen sowie bei der Wohnungssuche oder der Beantragung von Krediten unterstützt, ein Führerschein vermittelt etc. „Wenn meine Mitarbeiter Probleme haben, helfe ich wo ich kann. Ich kann mich aber darauf verlassen, dass auch mir geholfen wird, wenn Not am Mann ist und zum Beispiel ein dringender Auftrag ausgeliefert werden muss“, berichtet Haumer.
Zum Auftakt gleich ein großer Auftrag
Die Probe aufs Exempel erfolgte kaum, dass die Produktionsanlagen installiert waren: die Baywa als größter Kunden des Unternehmens hatte mit einem zwölf Parteien-Haus einen großen Auftrag platziert. „Dazu war dieser mit flachen Schwellen und verdeckt liegenden Beschlägen besonders schwierig“, berichtet Haumer über die zusätzlichen Herausforderungen in dieser frühen Phase.
„Als zusätzliche Anforderung kommt hinzu, dass sich das System nicht so hoch automatisiert verarbeiten lässt wie herkömmliche Fenstersysteme, so dass ein höherer händischer Aufwand damit verbunden ist“, ergänzt Schramm.
Bei den Händlern, die auch von den Regensburger Fensterwerken beliefert werden, mussten Haumer und seine Vertriebsmitarbeiter erst einmal Überzeugungsarbeit leisten. „Das Interesse an dem Fenstersystem war groß, die Zahl der Bestellung zunächst recht überschaubar“, erinnert sich Haumer.
Im Frühjahr 2022 wurden Musterfenster für Händler im Raum München produziert, die offen für etwas Neues waren und eine Alternative zu herkömmlichen Fenstern wollten. „Wir hatten zu Beginn dennoch viel Erklärungs- und Überzeugungsarbeit zu leisten“, berichtet Haumer. Für die Erstinformation wurde daher eine Technik-Mappe entwickelt, in der das System und seine Vorteile eingehend erläutert werden. Diese Aktion war so erfolgreich, dass Haumer schnell zu wenig Personal für die hohe Nachfrage hatte und die Elemente mit einer Frist von zwölf Wochen geliefert werden konnten. „Neben dem Design war auch die sehr gute Wärmedämmung der Konstruktion ein zugkräftiges Argument“
Architektenberater und Mund zu Mund Propaganda
Auffällig ist dabei der mit 85 bis 90 Prozent sehr hohe Anteil von Elementen, die mit deiner Alu-Deckschale ausgestattet sind. Gut nachgefragt sind die Fenster vor allem Norden Deutschlands beziehungsweise im Raum München, wo das Unternehmen mit Vertriebsmitarbeitern präsent ist. Viele Kunden kommen aber auch durch Weiterempfehlungen auf das Unternehmen zu. Ein wesentlicher Teil der Aufträge kommt über Architekten zustande, die sich für das außergewöhnliche Design der Konstruktion begeistern. „Darüber hinaus bringen uns die Architektenberater von Gealan bei den Investoren und Bauherren ins Spiel. So unterstützt, konnten wir mit der Bremer Tabakfabrik einen von mehreren großen Aufträgen gewinnen. Darüber hinaus haben wir mit der Planer-Software von Gealan ein wertvolles Werkzeug für die Kundenberatung“, freut sich Haumer.
Weiteres System zur Programmergänzung
Das Integral 2.0 ist das Spitzenprodukt im Programm des Unternehmens. Für Kunden, die eine preisgünstigere Alternative suchen, bietet das Unternehmen alternativ das neue Gealan-Kontur® an. Dabei handelt es sich um ein hochwertiges System mit einer Bautiefe von 82,5 Millimetern, das schneller und in größerer Stückzahl gefertigt und damit günstiger angeboten werden kann. Es zeichnet sich durch schlichte und klaren Formen, eine Vier-Grad-Schräge und schmalen Ansichten für möglichst große Glasflächen aus. Das einheitliche Glasleisten-System hat eine durchgängige Höhe von 26 Millimetern und weist kantige Konturen auf. Diese können wie üblich auf Gehrung oder aber für einen stumpfen Stoß zugeschnitten werden.
Die Konstruktion ist von vorneherein auf den Einsatz von Alu-Deckschalen ausgelegt. Neben den üblichen Klemmschalen können das auch komplette Alu-Rahmen, die mit Eckwinkeln verbunden und mit Hilfe von Cliphaltern aufgebracht werden. Hierfür stehen spezielle Flügelkonstruktionen zur Verfügung. Ausgelegt ist das System für eine hohe Automatisierung in der Fertigung bei unterschiedlichsten Produktionstechniken.
„Die Einführung des Systems hatten wir geplant, allerdings nicht so schnell. Überraschend bekamen wir jedoch aus heiterem Himmel einen großen Auftrag. So etwas sagt man nicht ab“, erläutert Haumer.
„In nur zweieinhalb Monaten haben wir mit Unterstützung durch die Digital Building Solutions die Profile, Maschine, Zulagen, Software etc. aufeinander abgestimmt und die Produktion zum Laufen gebracht. Das ist der absolute Rekord in meiner langen Karriere bei Gealan“, freut sich Schramm.
Hallen-Neubau verdoppelt die Produktionsfläche
Das nächste größere Projekt haben die beiden schon in Planung. Um der stetig steigenden Nachfrage gerecht zu werden, ist der Bau einer zweiten Fertigungshalle geplant, mit der die Produktionsfläche verdoppelt werden soll. Nachdem sich das Projekt auf Grund hoher Schallschutzanforderungen verzögert hat, soll jetzt im April 2024 mit dem Bau begonnen werden. Ein großes Dach wird die beiden Hallen verbinden. Schon im Oktober soll in der neuen Halle der Verglasung und Verladung werden. Die damit freiwerdende Fläche in der ersten Halle soll für den weiteren Ausbau der Produktion genutzt werden. Denn schließlich hat sich das Unternehmen mit einer Verdopplung der Umsätze im laufenden Jahr ehrgeizige Ziel gesetzt.
Mehr zum Unternehmen Schmidt-Visbek finden Sie hier…
…und zum Internetauftritt von Gealan geht es hier entlang.
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