Rückgang im Fenster- und Türenmarkt trotz hohem Sanierungspotenzial
VFF-Fachtagung Statistik und Markt 2024-II
Mitte Oktober fand die Fachtagung Statistik und Markt 2024-II des Verbandes Fenster + Fassade (VFF) im IntercityHotel am Frankfurter Flughafen statt. Bei der zwei Mal im Jahr stattfindenden Fachtagung werden die aktuellen deutschen Marktzahlen des aktuellen Jahres für die Fenster- und Außentürenbranche präsentiert. Der Fenstermarkt in Deutschland wird voraussichtlich im Jahr 2024 um 8,4 Prozent und im Jahr 2025 nochmals um weitere 1,3 Prozent deutlich zurückgehen. Der Absatz in Fenstereinheiten (FE = 1,3 Mal 1,3 Meter) geht somit von 15,52 Millionen FE im Jahr 2022 auf 13,98 Millionen FE im Jahr 2024 zurück. Auch der Außentürenmarkt weist im Jahr 2024 einen Rückgang von 9,4 Prozent auf, der im Jahr 2025 nur noch ein leichtes Minus von 0,4 Prozent aufweist.
Die Prognose berücksichtigt, aufbauend auf dem bisherigen Erhebungsmodell, die aktuellen Auswirkungen der konjunkturellen Unsicherheiten insgesamt, der rückläufigen Inflation, der sich verbessernden Zinsentwicklung sowie insgesamt die politischen Rahmenbedingungen im Ordnungs- und Förderrecht. Die Verunsicherung der Bauherren und Investoren durch unklare politische Rahmenbedingungen hat auch im Jahr 2024 zu Marktrückgängen geführt. Angekündigte Konjunkturprogramme der Bundesregierung, auch im Rahmen verbesserter Förderanreize, können den Markt im Bereich der Sanierung 2025 stützen.
Sowohl im Fenster- als auch im Außentürenmarkt kommt es jedoch in den Jahren 2024 und 2025 zu deutlichen Ver-schiebungen der Marktanteile vom Wohnungsneubau zur Sanierung insgesamt. So gehen die Prognosen für 2025 in beiden Marktsegmenten davon aus, dass der Neubau im Wohnbereich im Zeitraum 2023 bis 2025 kumuliert um circa 50 Prozent einbrechen wird.
Gemeinsame Datenerhebung
Im Rahmen der Fachtagung wurden die Prognosen der Fenster- und Außentürenmarktzahlen für 2024 und 2025 von Jörg Flasdieck von der Heinze Marktforschung GmbH vorgestellt. Gemeinsam mit der Heinze Markt-forschung GmbH werden die Daten von den Branchenverbänden Verband Fenster + Fassade (VFF), Bundesverband Flachglas (BF), Fachverband Schloss- und Beschlagindustrie (FVSB) sowie Industrieverband langlebige Kunststoffprodukte und Mehrwegsysteme (pro-K) erhoben. Die aktuellen Daten zeigen für den Wohnungsbau, dass die Fenstersanierung 2024 nochmals um 1,7 Prozent zurückgeht und erst 2025 wieder leicht um 0,8 Prozent auf dann 6,73 Millionen FE ansteigt.
Trotz eines Überhangs an Baugenehmigungen für Neubauten beträgt der Rückgang 2024 im gesamten Neubaubereich deutliche 20,8 Prozent und wird dann 2025 voraussichtlich um weitere 6,7 Prozent auf dann nur noch 3,79 Millionen FE zurückgehen. Somit ergibt sich besonders im Neubau, kumuliert über die drei Jahre 2022 bis 2024, ein Marktrückgang von 43 Prozent, der im Wohnbau mit minus 50 Prozent noch deutlicher sichtbar wird. Im Bereich der Sanierung wird sich der Markt im Betrachtungszeitraum der drei Jahre 2022 bis 2024 stabilisieren, mit der Erwartung eines leichten Marktwachstums im Jahr 2025. Insgesamt beträgt die Markt-veränderung hier über die drei Jahre ein leichtes Minus von 5 Prozent auf 8,98 Millionen FE im Jahr 2025.
Entwicklung des Außentürenmarkts
Die Entwicklungen im Außentürenmarkt sind vergleichbar. Wie im Fensterbereich kann der starke Rückgang im Neubau im Jahr 2024 in Höhe von 22,3 Prozent nicht durch den Sanierungsmarkt kompensiert werden. Dieser geht 2024 ebenfalls deutlich um fünf Prozent, auf 875 Tausend Stück, zurück. In Summe wird im Außentürenmarkt 2024 mit einem Rückgang um 9,4 Prozent auf 1.120 Tausend Stück gerechnet. Im Jahr 2025 wird der Sanierungsmarkt jedoch wieder leicht anziehen. In der Sanierung wird ein Wachstum von 1,2 Prozent erwartet, während der Neubau auch im Jahr 2025 noch deutlich um 6,3 Prozent auf 229 Tausend Stück nachgeben wird. Insgesamt wird der Türenmarkt daher 2025 leicht um 0,4 Prozent auf 1.115 Tausend Stück nachgeben. Somit ergibt sich besonders im Neubau – kumuliert über die drei Jahre 2023 bis 2025 – ein Marktrückgang von 47,1 Prozent, der im Wohnbau mit minus 52,1 Prozent noch deutlicher sichtbar wird. Im Sanierungsmarkt insgesamt dagegen beträgt die Marktveränderung über die drei Jahre 2023 bis 2025 kumuliert ein geringeres, aber dennoch deutliches Minus von 8,9 Prozent auf 885 Tausend Stück.
Insgesamt weist die Studie im Jahresvergleich für 2024 für 62,6 Prozent aller Türen eine erhöhte Sicherheit aus. „Dieser minimale Rückgang gegenüber dem Vorjahresanteil lässt sich durch die anhaltende Verlagerung vom Eigenheim- zum Mehrfamilienhausbau erklären. Dort ist die Sensibilität naturgemäß etwas höher. Während im Wohnbaubereich die Quote insgesamt bei über 70% liegt, ist im Nichtwohnbau der Ein-satz erhöhter Sicherheit erst bei gut 40% angelangt“, so Holger Koch, stellvertretender Geschäftsführer des FVSB. „Das gestiegene Sicherheitsbedürfnis der Bewohner kommt hier gut zum Ausdruck. Im Nichtwohnbau ist diesbezüglich noch größeres Potenzial zu heben. Dort wird weiterhin mehrheitlich auf Produkte mit Basissicherheit zu-rückgegriffen.“
Ziele der Regierung wurden verfehlt
„Sowohl die Genehmigungen als auch die Markterwartungen im Neubau und Sanierung zeigen die deutliche Baukrise. Ein Rückgang des gesamten Fenstermarktes im Wohnungsneubau im Jahr 2023 bis 2025 um kumuliert circa 50 Prozent ist dramatisch“, betont VFF-Geschäftsführer Frank Lange. „Auch wenn der Rückgang im Sanierungssegment mit „nur“ fünf Prozent moderat erscheint, wird deutlich, dass sowohl die Neubauziele als auch die angestrebte Sanierungsrate von 2 Prozent signifikant verfehlt werden. Auch wenn sich die Rahmenbedingungen der Zins- und Preisentwicklung verbessern, braucht es ein langfristig und ausreichend ausfinanziertes Konjunkturprogramm an Förderung und steuerlichen Anreizen – spätestens im Regierungs-programm nach den Bundestagswahlen. Denn nur eine starke Bau-wirtschaft schafft Wohnraum und den Umbau eines klimaneutralen Baubestandes und sichert somit langfristig die Versorgungssicherheit und Preisstabilität im Energiebereich.“
BF-Geschäftsführer Jochen Grönegräs ergänzt: “ Es ist politisch gewollt, die viel zu niedrige Sanierungsquote anzuheben. Dazu braucht es außer einer verlässlichen Förderkulisse auch ein angemessenes Ordnungsrecht. Die europäische EPBD hat hier konkrete Vorgaben immerhin für Nichtwohngebäude gemacht – aber auch für Wohngebäude müssen die Mitgliedsstaaten perspektivisch Einsparziele erreichen. Wir werden die Umsetzung der Richtlinie in deutsches Recht aufmerksam begleiten“.
Entwicklung der einzelnen Rahmenmaterialien
Sven Weihe, Geschäftsführer von pro-K, weist abschließend auf die differenzierte Datenerhebung hinsichtlich der Rahmenmaterialien hin: „Die Studie liefert einen starken Einblick in die Marktanteile. Insbesondere die separate Darstellung der verschiedenen Materialien in den vier Marktsegmenten ist hier hilfreich. Im Fenstermarkt ist Kunststoff als Rahmenmaterial mit einem Anteil von stabil 53,4 Prozent zusammen mit Kunststoff-Aluminium 5,9 Prozent deutlich vorne, im Außentürenbereich kann es sich mit einem Anteil von 38,4 Prozent knapp vor Metall behaupten. Dies zeigt sehr deutlich: Kunststoff ist im Bau ein bedeutender Teil für Ressourceneffizienz und Klimaschutz“.
Der aktuelle Fenster- und Außentürenmarktbericht mit allen Detailanalysen und Auswertungen ist seit Ende Oktober 2024 verfügbar. Eine abschließende Einschätzung zum Markt 2024 und eine angepasste Prognose für die Marktentwicklung im Jahr 2025 wird in dieser konjunkturell schwierigen Lage der Bauwirtschaft mit Einflussfaktoren wie die Zinsentwicklung, die Preisentwicklung, aber auch ordnungs- und förderrechtliche Maßnahmen des Staates, in der nächsten VFF-Fachtagung „Statistik und Markt“ am 29. April 2025 präsentiert.
Auf die Homepage des VFF geht es hier entlang.
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