27. November 2020

„Renovierungswelle“ soll Gebäudebestand effizienter machen

Mit der von der EU-Kommission beschlossenen Renovierungswelle soll der CO2-Ausstoß von Gebäuden deutlich verringert werden. Foto: dena/Chuttersnap/Unsplash

Jedes Jahr mehr als doppelt so viele Gebäude wie bisher zu sanieren, insgesamt 35 Millionen bis 2030: Diese Zielvorgabe formuliert die EU-Kommission in ihrem neuen Strategiepapier für den „Green Deal“. Er soll günstige Rahmenbedingungen für Effizienzsanierungen und neue grüne Arbeitsplätze im Baugewerbe schaffen.

Der „Green Deal“ soll helfen, den Gebäudesektor in Europa bis 2050 klimaneutral zu machen – aktuell entfallen auf diesen circa 40 Prozent des EU-weiten Energieverbrauchs sowie 36 Prozent der Treibhausgasemissionen. Die nun von der EU-Kommission vorgestellten Maßnahmen setzen daher vor allem auf die Dekarbonisierung in der Wärme- und Kälteerzeugung, also die Verringerung des CO2-Ausstoßes etwa durch Nutzung erneuerbarer Energien, auf die Renovierung öffentlicher Gebäude wie Schulen, Krankenhäuser und Verwaltungsgebäude sowie auf die Ertüchtigung von Gebäuden mit der derzeit geringsten Energieeffizienz.

Gerade die letztgenannten Maßnahmen sollen dabei auch zur Bekämpfung von Energiearmut beitragen. Knapp 34 Millionen Europäer*innen können sich aktuell nicht leisten, ihre Wohnungen zu beheizen – das soll sich durch den „Green Deal“ ändern.

„Neues europäisches Bauhaus“

Ein weiteres Ziel des „Green Deal“ ist, eine attraktive bauliche Ästhetik zu fördern, die Nachhaltigkeit, Inklusion und Lebensqualität zusammenbringt. Dazu wird mit dem „Neuen Europäischen Bauhaus“ ein interdisziplinäres Projekt geschaffen, das als Knotenpunkt für Expert*innen aus verschiedenen Bereichen, aber auch als Anlaufstelle für Bürger*innen dient. In diesem Rahmen können Diskussionen geführt, Wissen ausgetauscht, Leuchtturmprojekte verwirklicht und Kontakte geknüpft werden, so der Wunsch der EU-Kommission. Ab 2022 sollen fünf „Gründungs-Bauhäuser“ in verschiedenen europäischen Ländern mit der Vernetzung und Koordinierung beginnen.

Renovierungswelle als Konjunkturmotor

Um die Umsetzung der Strategie voranzubringen, stehen den Mitgliedsstaaten verschiedene Instrumente zur Verfügung. Dazu gehören verbindliche Mindestnormen für die Energieeffizienz bestehender Gebäude, aktualisierte Vorschriften für Energieeffizienzausweise und eine eventuelle Ausweitung der Renovierungsanforderungen für den öffentlichen Sektor. Daneben sollen nationale und regionale Behörden stärker bei Sanierungsvorhaben unterstützt und zusätzliche Finanzierungsanreize geschaffen werden.

Knapp 275 Milliarden Euro soll die Förderung der angestrebten Renovierungswelle jährlich kosten, die Mittel dafür kommen unter anderem aus dem Hilfsfonds für die Corona-Wirtschaftskrise. Gelingt es, Barrieren für Renovierungen abzubauen und die Sanierungsanreize zu steigern, könnte sich die Renovierungswelle zum Konjunkturmotor entwickeln. Die EU-Kommission rechnet damit, dass bis zu 160.000 neue „grüne“ Jobs im Bausektor entstehen.

Fraglich ist nur, wo die vielen qualifizierten Arbeitskräfte herkommen sollen. Denn, wenn in der Branche schon seit Jahren über etwas geklagt wird, dann ist es der akute Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Schon heute haben beispielsweise die Fenster- als auch die Rollladen- und Sonnenschutzbranche alle Hände voll zu tun, müssen sich gerade die Kunden in Geduld üben, die eine Modernisierung oder Sanierung ihres Gebäudes oder Wohnung planen. Zudem trägt die hohe Auslastung der ausführenden Betriebe zu deutlichen Preisanstiegen bei.

Mehr Infos zur Deutschen Energieagentur (dena) finden Sie hier.

Zusätzliche Details zur Initiative Zukunft Haus gibt es über diesen Link.

 

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