Über die Gestaltung des urbanen Lebensraumes
bb-Nachlese: Next Expertenforum im Next Studio Frankfurt
Beim Next Expertenforum am 17. Juni 2021 im Next Studio by Wicona + Partners in Frankfurt drehte sich alles um die Planung und Realisierung lebenswerter Stadtquartiere für morgen. In vier interessanten Vorträgen beleuchteten Referenten aus Forschung, Projektentwicklung, Immobilienwirtschaft und Bauindustrie ihre Konzepte beziehungsweise Lösungen – immer unter Berücksichtigung der zentralen Frage: Wie wollen und werden wir in Zukunft wohnen und leben?
Nach einer kurzen Einführung durch Moderator Martin Prösler (Prösler Kommunikation) widmete sich Prof. Dr.-Ing. Janna Hohn (UAS Frankfurt und Geschäftsführerin von JOTT architecture and urbanism) in ihrem Vortrag „Urbane Quartiere der Zukunft“ der produktiven Nutzungsmischung in Stadtquartieren – also der harmonischen Verbindung von Wohnen, Dienstleistungssektor und industrieller Produktion. Vor diesem Hintergrund beleuchtete die Expertin die wichtigsten Kriterien zum Entwurf eines neuen Stadtquartiers. Neben der Einbindung in den bestehenden städtebaulichen Kontext seien dies unter anderem Mobilität und kurze Wege, Nachhaltigkeit, Nutzungsmischung und Diversität, flexible Gebäudestrukturen sowie großzügige Freiräume. Wie das in einem konkreten Fall aussehen kann, zeigte Prof. Dr.-Ing. Janna Hohn anhand des „Produktiven Stadtquartiers Winnenden“ – ein Pilotprojekt von JOTT architecture and urbanism im Rahmen der IBA StadtRegion Stuttgart 2027.
Von der Theorie in die Praxis
Im Anschluss stellte Dipl.-Ing. Claudia Meixner vom Frankfurter Architekturbüro Meixner Schlüter Wendt zwei spannende städtebauliche Projekte vor. Zunächst gab die Architektin Einblicke in das auf dem Areal der ehemaligen Henninger Brauerei mitten in Sachsenhausen realisierte „Quartier am Henninger Turm“. Das gemeinsam mit den Büros Jourdan & Müller, Baufrösche und Bilger Fellmeth Architekten geplante Quartier vereint eine moderne Wohnbebauung bestehend aus Eigentumswohnungen und Stadtvillen mit einer optimalen Infrastruktur und hoher Lebensqualität – mit Grünflächen, verkehrsberuhigten Bereichen, Geschäften, Kindergarten sowie Freizeiteinrichtungen wie Spielplätzen und Schwimmbad. „Gerade diese Durchmischung macht letztendlich die Urbanität aus“, so Meixner. Darüber hinaus stellte sie das Projekt „PlusStadt“ vor. Bei dem letztlich nicht realisierten Wettbewerbsbeitrag hatte Meixner Schlüter Wendt für die Stadt Frankfurt gemeinsam mit weiteren Büros ein komplett neues Quartier an der Autobahn A5 im Nordwesten von Frankfurt entworfen. Ganz nach dem Leitsatz „Ein neuer Stadtteil entsteht aus der Landschaft“ dienten dabei die topografischen Gegebenheiten am Fuße des Taunus – von Windschneisen bis hin zu Fließwegen des Regenwassers – als Basis für den Strukturplan beziehungsweise die anschließende Konzeption der Quartiersgestaltung, der Nutzungen sowie der Verkehrsinfrastruktur.
„Löffelfertiges Wohnen“
Wie sieht ein Quartiersmanagement in Zukunft aus? Welche Möglichkeiten bietet dabei die Digitalisierung? Diesen Fragen ging Dipl.-Ing. Christine Damke von BeyondBuild – Spezialist für digitale Ökosysteme – nach. Anhand des von KSP Jürgen Engel Architekten geplanten Wohnprojekts „Gleis Park Berlin“ erläuterte die Referentin, wie digitale Services den Komfort und die Lebensqualität der Bewohner nachhaltig verbessern können. Das in der Nähe des Potsdamer Platzes gelegene Quartier bietet mit seinen gut 200 komplett möblierten „Mikro-Appartements“ ideale Bedingungen für Singles beziehungsweise Berufstätige, die zum Beispiel für Projekte mehrere Monate in die Hauptstadt arbeiten müssen. Absolute Besonderheit ist die Einbindung in ein komplett digitales Ökosystem. Von Zutrittskontrolle, Türkommunikation und Paketfachzustellung über Smart Home Elemente wie Licht und Sonnenschutz bis hin zu Services wie der Lebensmittel-Lieferung lassen sich alle Aktivitäten über eine zentrale Quartiers-App steuern.
Stadtentwicklung nachhaltig durchdacht
Zum Abschluss befasste sich Dr.-Ing. Werner Jager (Geschäftsführer Wicona) mit dem Thema „Stadtentwicklung – nachhaltig“ und warf dabei einen Blick in die Zukunft. Insbesondere die Corona-Zeit habe zahlreiche Auswirkungen auf die Quartiersplanung von morgen, so der Experte. Durch die Pandemie hätten beispielsweise viele Menschen die Vorteile des ländlichen Wohnens wiederentdeckt – dies gehe einher mit dem Wunsch nach mobilem Arbeiten sowie Home Office-Konzepten. Für Wohnquartiere im urbanen Umfeld bedeute dies zum Beispiel, (größere) Arbeitszimmer einzuplanen oder auch den sommerlichen Wärmeschutz zu berücksichtigen. Dazu gelte es, möglichst platzsparende Lösungen zu finden. „Die Maximierung der Gebäude-Nutzfläche lässt sich zum Beispiel ideal mit Schiebekonstruktionen realisieren“, so Dr. Werner Jager. Auch die Modularisierung – also die Möglichkeit von Ausbau und Wiederverwertung verwendeter Bauteile und Materialien – sei ein absolutes Zukunftsthema. Hier biete nicht zuletzt der Einsatz von Recycling-Aluminium bei der Fenster- und Fassadengestaltung noch riesige Potenziale.
Die komplette Aufzeichnung des Events ist über diesen Link abrufbar.
Hier geht es auf die Homepage des Next Studios.
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