Zukunftsweisende Lösungen für ein herausforderndes Marktumfeld
bb-Rückblende: 62. Haupttagung des BVRS
Zu seiner 62. Haupttagung kam der Bundesverband Rollladen + Sonnenschutz e. V. vom 18. bis 20. Oktober im Maritim Hotel Ulm und dem angeschlossenen Kongresszentrum zusammen. Auf Einladung der RS-Innung Württemberg und ihres Obermeisters Tino Steimle trafen sich rund 390 Teilnehmende aus dem Rollladen- und Sonnenschutztechniker-Handwerk sowie Vertreterinnen und Vertreter der herstellenden Industrie in Ulm, um über aktuelle Entwicklungen der Branche zu sprechen. Ein abwechslungsreiches Vortragsprogramm ergänzte das Branchentreffen. In diesem Jahr lag der Fokus auf dabei auf dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz.
Los ging es mit dem Frühstarter-Programm mit einem Vortrag von Christoph Krause, in dem er erklärte, wie wir „Vom Denken zum Machen“ kommen. Anschließend sprachen Matthias Brack zur „Zukunft der betrieblichen Organisation“ und die erfolgreiche Handwerksinfluencerin Anna Sänger.
Am Nachmittag begann dann die eigentliche Haupttagung mit den Eröffnungsstatements der Vizepräsidenten Matthias Klenner und Frank Rönnfeld. Die beiden berichteten unter anderem über die aktuellen Herausforderungen für die Branche, das wirtschaftliche Umfeld und die Ausbildungszahlen.
Wirtschaftliche Entwicklungen im R+S-Handwerk
Wie in der gesamten Baubranche machte sich auch im Rollladen- und Sonnenschutzhandwerk die Baukrise bemerkbar. Zum ersten Mal seit 2017 ging der Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr zurück. Im Vergleich zum Vorjahr sank der Umsatz von rund 3,1 Milliarden Euro auf etwa 2,9 Milliarden Euro, was einem Minus von 5,3 Prozent entspricht.
Dieser Rückgang hat die Betriebe spürbar getroffen. Ein durchschnittlicher Fachbetrieb erzielte im Jahr 2023 einen Umsatz von 937.736 Euro, während es im Vorjahr noch 990.218 Euro waren. Die negative Entwicklung schlug sich auch in der Beschäftigungszahl nieder, die um 3,1 Prozent zurückging.
Die Gründe für die negative Entwicklung sind vielfältig und liegen laut dem Bundesverband vor allem im Bereich folgender Themen:
- Die Baukrise: In Deutschland wird nach wie vor viel zu wenig neu gebaut und viel zu wenig saniert. Von den angestrebten 400.000 Wohnungen pro Jahr wurden 2023 nur 245.000 fertiggestellt. Auch die Anzahl der erteilten Baugenehmigungen gibt wenig Grund zu Hoffnung auf eine schnelle Erholung.
- Weltweite Krisen: Die hohe Inflation der Vorjahre, steigende Unsicherheiten durch weltweite Krisen und Konflikte, der Krieg in der Ukraine und der sich ausweitende Konflikt im Nahen und Mittleren Osten sorgen für eine allgemeine Kaufzurückhaltung.
- Verunsicherung durch die Politik: Hinzu kommt eine sowohl bei unseren gewerblichen Kunden als auch bei den Endverbrauchern deutlich spürbare Verunsicherung durch politische Entscheidungen.
Leider zeigen die Zahlen aus dem ersten Quartal 2024, dass die Krise noch lange nicht überstanden ist. Das Statistische Bundesamt rechnet mit einem Umsatz-Minus unseres Gewerkes von 11,4 Prozent im Vergleich zum 4. Quartal 2023. Das hat auch Auswirkungen auf die Beschäftigtenzahlen, im Rollladen- und Sonnenschutztechniker Handwerk arbeiteten im ersten Quartal 2024 4,7 Prozent Menschen weniger als im Vorjahresquartal.
Für das Jahr 2024 wird insgesamt ein Umsatzrückgang von sechs bis acht Prozent erwartet, was auf eine anhaltend schwierige Entwicklung hindeutet.
Notwendige Impulse für das Handwerk
Wie die gesamte Baubranche benötigt auch das Rollladen- und Sonnenschutzhandwerk dringend Impulse seitens der Politik. Ein möglicher Entlastungsfaktor könnte der geplante Gebäudetyp E darstellen, bei dem auf bestimmte Komfortstandards verzichtet werden könnte, was zu einer Senkung der Baukosten um bis zu zehn Prozent führen würde. Dabei wird jedoch darauf hingewiesen, dass Sonnenschutzsysteme und Rollläden nicht als Komfortmerkmale eingestuft werden sollten. Dieser Punkt wurde in Gesprächen mit Bundestagsabgeordneten thematisiert und erhielt positive Resonanz.
Kritisch betrachtet wird die Entscheidung der Bundesregierung, die fünf-prozentige Sonderabschreibung (AfA) lediglich auf den Wohnungsneubau zu beschränken und nicht auf Wohnungssanierungen auszuweiten.
Auf der anderen Seite gibt es optimistische Signale, wie die bereits erfolgten Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) und die Aussicht auf weitere Zinsschritte. Auch Prognosen des Bundesfinanzministeriums deuten auf eine wirtschaftliche Belebung ab dem ersten Quartal 2025 hin. In der Baubranche wird daher zunehmend der Slogan „Survive 'til 25“ verbreitet.
Weniger Azubis, mehr Gesellen und Meister
So kann man die Statistik bei den Azubis der Branche zusammenfassen. Der Lehrlingsbestand ging zum Stichtag 31. Dezember 2023 um 13,3 Prozent auf 445 Azubis zurück. Die Gesellenprüfung schlossen 155 Azubis erfolgreich ab, eine Steigerung von 17,4 Prozent. Erfolgreiche Meisterprüfungen wurden 51 abgeschlossen, was einer Steigerung von sogar 41,6 Prozent entspricht. Dies ist vor allem auf die gute Arbeit der Betriebe bei der Ausbildung als auch auf die Rückführung der Meisterpflicht im Jahr 2020 zurückzuführen. Dahingegen ging In den letzten zehn Jahren die Zahl der Auszubildenden insgesamt um acht Prozent zurück, im gesamten Handwerk sogar um elf Prozent.
Über die aktuellen Entwicklungen im Verbandsleben berichteten anschließend die Vorsitzenden der jeweiligen Ausschüsse.
Digitalisierung im Verband
Sowohl in Form einer App als auch als Web-Version bringt der BVRS ein digitales Berichtsheft heraus, welche sowohl von Azubis, Betriebe und die Ausbildenden genutzt werden kann. Dies bietet eine komfortable Lösung für die Azubis und ermöglicht es Ausbildern, jederzeit den Fortschritt und die Führung des Berichtshefts zu überprüfen. Dadurch hat sich die Branche in Sachen Ausbildung modernisiert und ist damit in einem R+S-Unternehmen noch attraktiver und moderner geworden.
Zudem stellte Sandra Mayer-Wörner, Sprecherin des Ausschusses für Öffentlichkeitsarbeit, eine weitere neu eingeführte App vor, welche die Kommunikation innerhalb des BVRS verbessern soll. Derzeit nutzen bereits 300 Betriebe des Verbandes die App.
Stärkung der Interessenvertretung
Die Zusammenarbeit mit Partnerverbänden und Dachorganisationen spielt eine entscheidende Rolle. In diesem Jahr wurde die Lobbyarbeit erneut intensiviert, einschließlich zahlreicher Gespräche mit politischen Entscheidungsträgern.
Ein Schwerpunkt wird auf der Evaluierung der Meisterpflicht im kommenden Jahr liegen. Die Entscheidung darüber, ob das Rollladen- und Sonnenschutztechniker-Handwerk dauerhaft in der Handwerksrolle A geführt wird, steht an. Erste Gespräche deuten darauf hin, dass solide Argumente zur Verfügung stehen, um die Interessen der Branche zu vertreten.
Zudem wird die künftige Zusammenarbeit mit der Repräsentanz Transparente Gebäudehülle weiter intensiviert und soll die Interessenvertretung weiter stärken.
Erfolgreiche Branchenmesse
Die gesamte Branche blickte positiv auf die R+T 2024 (R+T Alliance) zurück, die im Februar auf dem Stuttgarter Messegelände stattgefunden hat. „Was die langfristige Entwicklung angeht, ist die Branche sehr gut aufgestellt. Das hat sich auf der Messe gezeigt. Es gingen wichtige Impulse von der R+T aus“, sagt Nina Kowalewski, Vorstandsmitglied des BVRS. Dabei lobte sie insbesondere den Einsatz des gesamten Messeteams rund um die R+T.
Den Abschluss des ersten Tages machte Marc Gassert, ein renommierter Keynote-Speaker, mit seinem Vortrag: „Warum wir Wandel lieben, hassen und trotzdem brauchen.“
Am zweiten Tag der Haupttagung gab es weitere nützliche Impulse. Christoph Krause, Designer und Digital-Stratege, legte in seinem Vortrag einen besonderen Schwerpunkt auf den Einsatz von KI-Methoden zur Automatisierung von Prozessen. Zum Abschluss des zweiten Tages gab Udo Hermann, Schreinermeister und selbstständiger Berater Einblicke, wie digitale Tools zu mehr Erfolg im Handwerk führen können.
Die 63. Haupttagung des BVRS findet vom 10. bis zum 12. Oktober 2025 in Bremen statt.
Weitere Informationen zum Bundesverband Rollladen + Sonnenschutz finden Sie hier.
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